oh ton-ensemble
Kammerorchester für Gegenwartsmusik
Das Betreiben und Arbeiten mit einem eigenen Ensemble ist Ausdruck künstlerischer Autonomie, von Gestaltungswillen und Selbstverwirklichung. Für dieses Anliegen Menschen zu versammeln, die ähnliche musikalische Vorlieben teilen und ästhetische Positionen vertreten, die im respektvollen Miteinander Programme erarbeiten, die sich von den Programmen anderer unterscheiden und gleichzeitig am Puls der Zeit liegen, ist eine mehrfach spannende Aufgabe. Entgegen den überwiegenden Ensemble-gründungen Anfang der 1990 Jahre, hatten wir den Mut ein Kammerorchester zu gründen. Dieser maßgebliche Bereich von musikalischer Literatur für Kammerorchester war seinerzeit in Konzerten kaum noch zu erleben. Die vielen Neugründungen damals bestanden aus Ensembles mit bis zu sechs Instrumentalisten. Da die vorhandenen Kultur-Orchester sich um die Musik der Gegenwart nicht oder kaum kümmern, kommt den Kammerorchestern eine zusätzliche Bedeutung zu. Auch deswegen halten wir es für wichtig, die musikalische Landschaft in Norddeutschland mit einem solchen Klangkörper zu versehen, was dem Motiv des Ensemblespiels keineswegs zuwider läuft. Das oh ton-ensemble arbeitet heute immer noch mit einem festen Mitgliederstamm, der sich je nach Programm um einige Gäste erweitert.
Am Anfang war…
Anfang der 1990er Jahre gab es in dem geographischen Raum von der Nordsee bis zur Linie Hannover-Ruhrgebiet und zwischen niederländischer Grenze und Hamburg kein Ensemble oder Kammerorchester für neue Musik. Mit den ersten Ensemblekonzerten, die überwiegend von Vereinsmitgliedern gespielt wurden, begannen reichhaltige Erfahrungen. Im Jahr 1994 wurde dann das oh- ton-ensemble restrukturiert, um unabhängig von den personellen Ressourcen des Vereins über ein flexibles Spezialensemble für Neue Musik/Gegenwartsmusik zu verfügen. Dieses neue Ensemble, das heute mit einer Gruppe von überregional ansässigen, hochklassigen Interpreten in wechselnden Konstellationen jährlich zirka sechs Konzertprojekte realisiert, hat verschiedene Phasen durchlebt. In den Anfangsjahren waren dies Auftritte als Kammerorchester mit über zwanzig Musikern für ein Konzert. Ende der 90er-Jahre musste das Ensemble diesen Bereich stark reduzieren, weil er schlich nicht mehr finanzierbar war. Es wurden verschiedene Ensembleformationen erprobt, die aber keine klassische Formation darstellten. Der Fokus lag auf Besetzungen und somit auch einem Repertoire abseits der Pierrot-Lunaire-Ensembles. Stattdessen sind etwa Gitarre oder E-Gitarre, Harfe, Blockflöte, Saxophon und Akkordeon Teil der Kernbesetzung des Ensembles – und damit eines genuin eigenen Ensembleklangs.
Auch in der Auswahl der Programme beschreitet das oh ton-ensemble mit seinem künstlerischen Leiter Eckart Beinke eigene Wege: „Wir haben auch Wolfgang Rihm gespielt. Aber letztlich braucht der nicht unsere Förderung. Wir haben lieber Projekte gemacht, die entweder inhaltlich neuer sind oder wo jemand bekannte Sachen ganz anders verhandelt. Aber wir haben uns gleichzeitig immer geweigert, ästhetische Schulen auszuschließen.“ Und so finden sich Namen wie Klaus Huber, Hans-Joachim Hespos, Volker Heyn, Helmut Oehring und Younghi Pagh-Paan neben denen von Brigitta Muntendorf, Maximilian Marcoll oder Alexander Schubert auf den Programmen des oh ton-ensemble.