Hier stehe ich …
Das „oh“ im Namen kündet die Freude über jeden Ton, jede Aufführung oder jeden erteilten Kompositionsauftrag bereits an. Netzwerkarbeit, Veranstalter für in- und ausländische Gäste und Trägerschaft für das oh ton-ensemble sind die 3 Säulen der Arbeit. Mit der Entschlossenheit künstlerische Risiken einzugehen, werden Solisten, Ensembles und Komponisten eingeladen, mit und bei oh ton zu arbeiten. Gleichzeitig stellt die Aufgabe, neue Hörer für ein Feld zu gewinnen, das in der Gesellschaft nicht wahrnehmbar präsent ist, einen ständigen Begleiter dar.
Bewusst wurde bei Gründung der Namenszusatz „aktuelle“ Musik und nicht „Neue“ Musik gewählt. Ein Begriff, der weit mehr als 100 Jahre diverser ästhetischer Positionen abbilden soll, kann kaum zutreffend sein und schon gar nicht können 100 Jahre gegenwärtig sein. oh ton konzentriert sich aber auf die „Kunstmusik der Gegenwart“, bietet aktuellen Tendenzen der Komposition und Improvisation ein Forum, ohne bestimmten ästhetischen Richtungen Vorzug zu geben. Die Tatsache, dass der Urheber oder Komponist eines Werkes noch lebt, gibt keinerlei Aufschluss zur Frage, ob sein Werk die Gegenwart reflektiert und die Entwicklungen des Metiers in jüngster Vergangenheit – wie auch immer – verarbeitet hat.
Ein weiteres Argument für einen anderen Begriff ist die Tatsache des massiven Vorurteils gegenüber „Neuer Musik“, das sich mindestens seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hartnäckig hält. Heute finden Faktoren, wie die Wahrnehmung aus der Sicht der Empfänger, Berücksichtigung, eben um ein reines „L` art pour l`art“ zu verhindern. Die Maschine ist nicht wie bei Adorno noch Teufel, sondern Partner, so wie die Einbeziehung von Film/Video, Szene und theatralischen Momenten selbstverständlich Teil eines Werkes sein können. So ist der „Stand des Materials“ heute kaum noch Hilfe, sondern nur eine Kategorie, um den ästhetischen Wert zu beurteilen. Begreifen wir „Schönheit“ im klassischen Sinn als das „Wahre“ oder „Wahrhafte“, ist das „Unangenehme“ unweigerlich Teil des Ganzen. Der Ausdrucks- und Gestaltungswille des Künstlers in voller Risikobereitschaft das Neue vorantreibend steht im Zentrum einer Komposition, die Unbekanntes und Unerhörtes betreten will. Die Notwendigkeit leitet sich ausschließlich aus der Sache selbst ab, Brüche oder Unvorhergesehenes sind Teile eines Suchens nach Grenzen: Formal, klanglich, rhythmisch, harmonisch oder dynamisch… Kein Selbstzweck, sondern eher mittelbare Absichtslosigkeit als Reflexion unseres Heute und der heutigen Gesellschaft. Das Unbekannte trifft auf Unverständlichkeit, es muss erst eine Ebene der Verständigung (zwischen Werk und Hörer) gefunden werden. Diese Ebene kann definitiv durch mehrfaches Hören gelernt werden, was in aktueller gesellschaftlicher Umgebung nicht leicht fällt. Aber: Mit handwerklichem Vermögen oder Exzellenz können Werke einer Tiefe entstehen, die oft gehört werden wollen und immer noch Rätsel für sich behalten. Eine kaum zu durchdringende Komplexität, die uns aber beim Hören dennoch viel gibt, Assoziationen und Gefühle auslöst, in unbestimmter Weise den Hörer in-sich-hinein-schauen lässt. Ein Hör- oder besser Erlebnisabenteuer. Gegenwartsmusik verlangt das vollständige und konzentrierte Hören, ohne gleichzeitig anderen Dingen geistig oder körperlich nachzugehen. Das stellt beim Hören die Gleichheit zu Werken aus früheren Jahrhunderten dar, nur dass musikalische Sozialisation und Hörgewohnheit noch in alten Welten verhaftet sind. Unsere Hörerwartungen werden nun oftmals gebrochen und so bleibt das Hören ein immer währendes Lernen.
Kunstmusik der Gegenwart erlebt sich am intensivsten im Konzert, in der Aufführung, live. Das Dabeisein, Spüren, Hören und das Sehen, wie Instrumentalisten agieren, ist ungleich beglückender und inspirierender als jede „Konserve“ es je sein kann. So hilft die Digitalisierung und Zurverfügungstellung evtl. innerhalb der Szene, nicht aber dem gemeinen Publikum. Dieser Tradition entsprechend finden sich auch immer wieder vereinzelt Werke der Moderne in den Programmen bei oh ton.
oh ton übt die klassische Tätigkeit des Veranstalters aus, der Gäste aus dem In- und Ausland, Solisten wie Ensembles, für Konzerte und Vermittlungsaktionen in den Nordwesten einlädt. Hierfür arbeitet oh ton mit Staatstheatern, Hochschulen, Universitäten, Kunsthallen, Musikschulen, Galerien, Clubs, soziokulturelle Zentren, Vereine für andere musikalische Stile, allgemeinbildenden Schulen, etc. zusammen. Über viele Jahre führte oh ton eine Reihe in Räumen der Bildenden Kunst (sechs Städte der Weser-Ems-Region) durch.
Zu dem gerne in Anspruch genommenen künstlerischen Risiko, gesellt sich das Risiko der ausschließlichen Projektfinanzierung aller Aktivitäten bei oh ton.
1990 von MusikerInnen, KomponistInnen und PädagogInnen gegründet hat sich der Verein im Nordwesten einen Namen als verlässlicher und engagierter Streiter für die Kunstmusik der Gegenwart erarbeitet. Zu den vielfältigen Veranstaltungen wird eine breite Vermittlungsarbeit betrieben, die 1991 mit dem Projekt „Neue Musik für SchülerInnen“ begonnen wurde.
klangpol – Netzwerk Neue Musik Nordwest
Mit dem Träger des Netzwerkes, dem Oldenburgischen Staatstheater, verbindet oh ton eine enge Zusammenarbeit. Das Engagement in Netzwerken war von Beginn an ein grundsätzliches Motiv bei oh ton, um mehr Mensch zu erreichen und das Publikum für die Kunstmusik der Gegenwart zu erweitern. So initiierte und entwickelte oh ton 2007 das Konzept von „klangpol“ als regionalem Netzwerk für Neue Musik in der Metropolregion Bremen Oldenburg: „klangpol“ wurde für das Projekt „Netzwerk Neue Musik“ (von 2008 bis 2011) der Kulturstiftung des Bundes als eines von 15 Projekten in Deutschland zur Förderung ausgewählt. Im länderübergreifenden Projekt „klangpol“ sind Einrichtungen aus Bremen und Niedersachsen vereint. Inzwischen sind bei „klangpol“ 18 verschiedene Institutionen aus unterschiedlichen Bereichen versammelt.
Weitere Information finden Sie unter: http://klangpol.de/
oh ton-ensemble
oh ton betreibt ein Kammerorchester für aktuelle Musik/Gegenwartsmusik. Das oh ton-ensemble vereint Solisten, die in verschiedenen Formationen – vom Ensemble bis zum Kammerorchester – Konzerte spielen und Vermittlungseinheiten durchführen. Jenseits der klassischen Pierrot Lunaire- Besetzung (Klavier, Flöte, Klarinette, Geige/Bratsche und Violoncello – Grundbesetzung vieler Ensembles der Neuen Musik) arbeiten wir stark mit einem Instrumentarium, das sich z.B. um E-Gitarre, Saxophon, Harfe und Akkordeon erweitert. Bei aller Herausforderung gibt es jährlich mindestens ein Projekt für die große Besetzung des Kammerorchesters, auch im Dirigat, mit mehr als 14 Instrumentalisten. Vor diesem Hintergrund ist es uns ein besonderes Anliegen, regelmäßig Kompositionsaufträge für das oh ton-ensemble zu vergeben.
Seit 2012 erhält das „oh ton-ensemble“ als eines von fünf exzellenten Ensembles der Neuen Musik in Niedersachsen eine Konzeptionsförderung des Landes. Diese Förderung wurde erst jüngst für den Zeitraum von 2016-2019 verlängert.
Weitere Information finden Sie unter: http://ohton-ensemble.de/